Kapitel Eins
Manche Lehrer sind beliebt. Andere nicht so.
Marie Gießer ist eine beliebte Lehrerin. Und nett, obwohl sie immer viel Hausübung gibt.
Sie hat schwarze, mittellange Haare, blaue Auge, zieht sich gerne gut an, legt Wert auf Gewand und Schuhe, achtet darauf, dass sie jeden Tag etwas anders anzieht. Sie ist hübsch und reich und eingebildet, geht gerne joggen und shoppen, isst gerne Pasta und trinkt viel Wasser.
Was Frau Gießer nicht mag, das ist „Konkurrenz“. Höfliche Umgangsformen sind ihr auch ganz schön wichtig.
Höflich gesagt könnte man sagen, sie ist eine Tratschtante und kann kein Geheimnis für sich behalten.
In der Schule hat sie ihre Lehrer-Clique. Und sie ist die „Chefin“ dieser Clique. Wenn sie mit ihnen redet, hört man schon von weitem ihren Eselslacher.
Das Leben ist schön! Das ist der Lieblingsspruch von Frau Gießer. Leider wird man den in Zukunft nicht mehr hören. Denn trotz ihrer hellseherischen Fähigkeiten ist die Lehrerin schwanger geworden.
Nach dem Sommer wird sie in Karenz gehen. Und statt ihr wird ein neuer Lehrer kommen. Das hat sie gerade ihrer Klasse verkündet.
Kapitel Zwei
Ivo Hummer sitzt in seiner Wohnung in London am Schreibtisch. Der Regen, der ans Fenster prasselt, macht ihm die Aussicht auf diese Stelle als Lehrer im Süden noch verlockender.
Noch ist er nicht sicher, ob er zusagen soll und ob Klagenfurt wirklich der Süden ist, nach dem er sich sehnt.
Im Sommer kann es sehr heiß werden, er wird unbedingt Badesachen mitnehmen und unbedingt einmal im Wörthersee schwimmen müssen. Ein Mustsee für einen Besuch in Klagenfurt ist absolut der Wörthersee, der Wörthersee, der Heimatsee, dort kann man vieles unternehmen: etwa Mini-Golf, Eis essen, Baden, Tretboot fahren und noch vieles mehr. Er wird unbedingt das Strandbad besuchen, unbedingt zum Wörthersee gehen, mal baden – oder auch nur spazieren, beides kann wunderschön sein, unbedingt den Wörthersee besuchen, im Sommer an den Wörthersee zum Baden, dort ist es wunderschön, die Sonne scheint den ganzen Tag. Im Strandbad gibt es auch ein Restaurant für Badegäste, ein weißer Spritzer kostet dort 2,80 Euro, und wenn man sich in den 10er Bus setzt, dann kann man ins Strandbad am Wörthersee fahren.
Herrliche Aussichten für Ivo Hummer. Andererseits, ein paar Leute aus Klagenfurt warnen ihn auch:
Zurzeit haben wir ein großes Problem mit Flüchtlingen, also halte dich eher vom Bahnhof fern. Kleiner Tipp: Den Heiligen-Geist-Platz solltest du auch meiden, sowie den Schillerpark und den Goethepark. Dort hängen die „Coolen“ ab, bei uns heißen sie „Heiligenstirzla“ und Drogenjunkies!
Klagenfurt ist eine sehr saubere und freundliche Stadt. Aber in den Goethe- und in den Schillerpark solltest du besser nicht hingehen, zumindest nicht alleine, weil es viele Assis und Drogensüchtige gibt – also lieber meiden!
Plätze, von denen ich dir abraten würde, wären der Heiligen-Geist-Platz, dort solltest du am meisten aufpassen, denn dort sind viele Betrunkene oder Jugendliche, die meist einen blöden Spruch auslassen!
Wenn du Klagenfurt wirklich besuchen willst, dann halte dich eher von der Stadt fern. Wenn du mit dem Bus fährst, steig – wie gesagt – nicht am Heiligen-Geist-Platz aus, denn hier sind die ganzen Stirzla und gehen dich blöd an!
Es ist ziemlich uncool dort zu sein, und manchmal auch gefährlich!
Der Bahnhof ist auch nicht gerade sehr empfehlenswert, da dort sehr viele Asylanten sind!
Ich würde nicht in die Lidmanskygasse gehen, dort ist es grauenhaft. Aber besuche auch auf keinen Fall den Heiligen-Geist-Platz, da sind nur Stirzla und betrunkene Leute!
Du sollst nicht zum Heiligen-Geist-Platz gehen, da wird man zusammengedroschen. Geh dann beim Marktplatz zum Fest, dort spielt jeden Tag das Totenkopforchester!
Halte dich vom Heiligen-Geist-Platz fern!
Alle meinen das, aber Ivo Hummer hält nicht viel von dem, was alle meinen oder sagen. Er ist mehr der Typ, den das Totenkopforchester interessiert.
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