Yolo im Wunderland

1.  BUCH

Ich stand allein im Wald und zitterte am ganzen Körper. Überall Bäume, kein einziger Mensch. Es war Abend, bald würde es Nacht sein.

Ich ging zitternd durch den Wald, der immer dunkler wurde.

Ich wollte aus dem Wald hinaus, aber es klappte nicht. Ich fühlte mich wie in einem Labyrinth ohne Ausgang.

Ich begann schneller und schneller zu gehen.

Plötzlich stolperte ich über ein großes Buch. Es lag am Waldboden neben einem dicken Baumstamm und sah sehr alt aus.

Ich öffnete das Buch. Es war in einer eigenartigen Schrift geschrieben, die ich vorher noch nie gesehen hatte. Ich verstand kein Wort. Das Buch war mir ein Rätsel, ich konnte es nicht entschlüsseln.

Ich legte das Buch zurück auf den Boden.

Auf einmal flogen unendlich viele Raben auf mich zu und flatterten ganz knapp vor meinem Gesicht herum. Ich konnte nicht mehr richtig atmen, darum wollte ich die Raben verscheuchen und schlug mit den Händen nach ihnen. Die Raben hielten jetzt Abstand und ich bekam wieder mehr Luft.

„Komische Welt“, sagte ich.

 

Die sprechenden Bäume

Ich ging weiter, um aus dem Wald hinauszukommen. Die Raben folgten mir, ihr Geflatter ging mir auf die Nerven. Ich versuchte sie abzuhängen und begann zu laufen.

Plötzlich hörte ich seltsame Stimmen, es waren die Bäume, die zu mir sprachen.

„Läuft bei dir, Brudaaa“, sagte ein Baum, ein anderer meinte: „Gönn dir“ und ein dritter: „YOLO.“

„Alles klar“, sagte ich und setzte meinen Weg fort.

 

Die Stimme aus der Mülltonne

Ich kam zu einer großen Mülltonne, aus der eine Stimme sagte: „Komm herein zu mir!“

Eine Mülltonne mitten im Wald, eine Stimme aus der Müll-tonne, lästige Raben, sprechende Bäume – mich wunderte gar nichts mehr.

„Komm herein zu mir“, sagte die Stimme noch einmal, „draußen ist es viel zu gefährlich!“

„Nein“, sagte ich, „bevor ich in eine Mülltonne steige, schlecke ich lieber ein verschneites Fenster ab.“

Die Stimme in der Mülltonne und die Mülltonne selber begannen zu lachen.

„Und tschüss!“, sagte ich.

 

Die drei Schneemänner

Ich ging weiter, verfolgt von den Raben, da stand plötzlich ein Schneemann vor mir. Das war schon wieder sehr seltsam, denn es war doch Sommer. Der Schneemann konnte reden, das war auch seltsam. Aber wenn schon Bäume und Mülltonnen reden konnten, warum nicht auch Schneemänner.

„Ich bin dein Vater“, sagte der komische Schneemann, dann begann er sehr schnell zu schmelzen. Sein Kopf fiel auf den Boden, die Raben krächzten auf einmal sehr laut und flatterten ganz wild mit ihren Flügeln.

Ich fragte mich, warum der Schneemann gesagt hatte, dass er mein Vater sei, da stand schon wieder ein Schneemann vor mir.

Auch der konnte natürlich reden.

„Ich komme vom Nordpol“, sagte er. „Kannst du mir helfen, wieder dorthin zu kommen?“

Ich gab ihm zur Antwort: „Kann ich nicht!“

Der Schneemann begann zu weinen, ich ging weiter.

Und dann kam noch ein dritter Schneemann.

Auch der quatschte mich an. „Bau mich schöner!“, sagte er. „Ich bin nicht rund, mir fehlt die Nase, die Knöpfe sind an den falschen Stellen …“

„Haha“, sagte ich, „halt doch die Klappe!“

Der Schneemann wiederholte böse: „Du sollst mich schöner machen!“

„Null Bock!“, sagte ich und ließ ihn stehen.

Mir fiel ein, dass eines meiner Hobbies war, Schneeflocken zu fangen und in einem Buch zu pressen. Andere pressen Blumen in Büchern, ich eben Schneeflocken.

 

Der Rucksack

Ich zitterte schon seit längerem nicht mehr, bekam genug Luft und die Raben waren plötzlich verschwunden.

 

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