An der Grenze des Lebens

1. KAPITEL

Alex will sich nicht so einfach wegschieben lassen. Immerhin liebt er sie und sie hat kein Recht, ihn so schlecht zu behandeln. In seinem Frust zieht er von Lokal zu Lokal und betrinkt sich.

„Ich will nichts mehr mit dir zu tun haben“, hat Verena zu ihm gesagt.

Warum? Er kann das nicht verstehen. Er ist schon wackelig auf den Beinen, als er Verena in einem Lokal sieht. Er geht zu ihr hinüber. Er will mit ihr reden, aber sie nicht mit ihm. Das macht ihn wütend.

„Was ist los?“, fragt er.

„Ich will nichts mehr von dir“, sagt sie.

Alex sieht plötzlich rot und schlägt ihr mit der Bierflasche ins Gesicht. So fest, dass Verena zu Boden fällt. Schlagartig ist Alex nüchtern. Er kniet sich neben sie hin, hält mit den Händen ihren Kopf.

„Es tut mir leid, es tut mir leid“, sagt er und dann beginnt er vor ihr loszuheulen. „Ich werde mich ändern, weil ich dich über alles liebe.“

Aber Verena läuft weg, sie weint ebenfalls. Deshalb hat sie ihn ja verlassen, weil er fast jeden Tag betrunken ist und obendrein hat er sie auch noch betrogen. Noch weiß sie nicht mit wem, aber das findet sie heraus. Sie nimmt sich vor, sich nicht mehr bei ihm zu melden. Nach ein paar Tagen schreibt ihr Alex eine SMS. „Mein kleiner Engel,

es tut mir leid, dass ich dich verletzt habe. Ich weiß, es war ein großer Fehler und ich würde ihn am liebsten rückgängig machen. Merk dir eines: Ich liebe dich über alles!!!“

Ein Herz ist der SMS beigefügt. Aber Verena hat genug. Endgültig.

„Es hat keinen Sinn mehr“, schreibt sie zurück.

Alex geht mit seinen Freunden fort, besäuft sich wieder und Verena trifft sich mit ihren Freundinnen in der Stadt, um sich abzulenken. Sie sitzen gerade im „Schnitzelhaus“ als Alex bei der Tür hereinkommt. Er geht geradewegs zu Verena und fragt:

„Hast du dich entschieden?“

Sie antwortet ihm nicht und redet einfach mit ihren Freundinnen weiter. So, als wäre er gar nicht da.

Alex nimmt sie bei der Hand und zieht sie ins Freie.

„Lass mich in Ruhe! Ich will nichts mehr von dir!“,

schreit sie.

Er schaut sie wütend an und geht weg. Er ruft am Handy jemanden an und sie hört, dass er fragt, ob sie heute was trinken wollen.

 

2. KAPITEL

Verena wünscht sich nichts mehr, als noch einmal ihren Daddy in den Arm zu nehmen. Aber das ist nicht möglich. Nie mehr. Denn vor zwei Wochen, als sie mit ihrer Mutter von Deutschland nach Hause gekommen war, fand sie ihren Vater auf dem Sofa liegend in der Wohnung.

Sie ging zu ihm hin und sah, dass er komplett schwarz im Gesicht war.

„Dad!“, rief Verena.

Sie berührte ihn und spürte seinem Puls nicht mehr. Und er war ganz kalt. Sie fing an zu weinen und schrie:

„Mama, Dad ist tot!“

Sie bereute, dass sie mit ihrer Mutter nach Deutschland gefahren war, um deren Bruder zu besuchen. Sie versteht sich nicht sonderlich gut mit ihrer Mutter. Das hängt damit zusammen, dass sie den anderen mehr glaubt, als ihr. Wenn es irgendwelche blöde Gerüchte über sie gibt, kann sie sagen, was sie will, ihre Mutter hört ihr gar nicht zu.

„Es wird schon etwas dran sein“, sagt sie höchstens.

Dass ihre Mutter den anderen mehr glaubt, als ihrer eigenen Tochter ist für Verena das Schlimmste.

Einmal, als sie von der Schule nach Hause kam, hat die dumme Lehrerin ihre Mutter angerufen und behauptet, sie hätte in der Schule geraucht. Was, diesmal jedenfalls, nicht stimmte. Ohne nachzufragen begann ihre Mutter sofort, sie zu beschimpfen, so lange, bis Verena der Kragen platzte.

„Schrei nicht so, Alte!“, schrie Verena. „Ich habe gar nichts getan!“

 

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