DAS DUNKLE ANTE PANTE

1.

Wir befinden uns im Jahre 2017. Und wenn wir uns die Welt so anschauen, denken wir oft, es wäre besser, wenn wir an der Macht wären. Dann würde es Frieden geben, mehr Geld für Bauern, keinen Klimawandel. Und keinen Krieg mehr, ganz ehrlich, Krieg würde gar nicht erst anfangen. Wir wollen keinen Weltkrieg mehr und weltweit keine Kriege.

Jetzt sind wir noch die Zwölf- und Dreizehnjährigen, die hier im Ort zur Schule gehen. Aber einmal werden wir die Erwachsenen sein. Vielleicht werden wir Tischler oder Tischlerin, Friseurin, Feuerwehrmann oder Reitlehrerin, Tierärztin, Fotografin, Ferrarifahrer oder Sängerin. Förster, Polizist, Landmaschinentechniker oder Elektriker. Womöglich werden wir im Büro arbeiten oder Youtuber sein.

Wir wissen nicht, welche Berufe wir haben werden. Oder wie die Welt aussehen wird, wenn wir nicht mehr in die zweite Klasse gehen. Noch sind wir Kinder, wir gehen in unserer Freizeit reiten, spielen Fußball oder Tischtennis. Wir spielen mit unseren Hasen. Wir fahren mit dem Traktor oder der Motocross oder dem Fahrrad herum. Wir gehen schwimmen, zum Rollerscaten, machen Spaziergänge, treffen Freunde, helfen im Stall oder beim Rasenmähen. Wir arbeiten am Hof. Wir lesen gerne Gregs Tagebuch oder Pferdegeschichten oder Bücher über die Jagd oder über Rennautos. Wir hören Musik, Schlager von Semino Rossi, Michelle, Beatrice Egli, mögen aber auch Pop, Shawn Mendez, Pizzera. Und den Titanic-Song.

Wir sind eigentlich nicht besonders ängstlich. Trotzdem kennen wir das Gefühl: Das ist mir ein Horror! Bei Tag denken wir dabei eher an Luftballons, Aufzüge und Schlangengruben, Spinnen, Gewitter, auch an den Zahnarzt, Medikamente, Clowns und gruselige Buchcovers. Doch nachts, wenn wir alleine sind, fühlt sich der Horror anders an.

Kennst du das? Du alleine zu Hause und es ist mitten in der Nacht, da taucht ein Geräusch auf. Ein Auto fährt vorbei – das reicht, alleine die Vorstellung ist schrecklich. Schon fürchtest du dich, alleine in einem dunklen Wald sein, und plötzlich steht da ein gesichtsloser Typ.

Ja, in der Dunkelheit und alleine, da denken wir den Horror anders. Psychos, Misshandlungen, Messer, Quälereien kommen uns in den Sinn. Und der schwarze Mann mit den roten Augen, der uns in einen Sack steckt und in ein verlassenes Haus bringt. Schon sehen wir uns in einem verlassenen Gebäude eingeschlossen, hören gruselige Schritte, dann Schreie. Eine Mörderpuppe taucht auf, dann Mörder, die morden, dann Killerclowns und Zombies.
Stell dir vor, es ist Nacht und du findest dich wieder in einem verlassenen Haus, mit Killerpuppen! Eine Horrorvorstellung.

Deswegen: Wir wollen nachts nicht gern alleine sein. Denn dann müssen wir an das Mysteriöse denken, an das Elend, an die Angst vor den Toten, die vor Attentätern und davor, getötet zu werden.

Wir stellen uns dann all das Schreckliche vor – mit Opfern, mit Blut und Tätern. Wir denken an die Geister und Keller, an das Sterben, das Blut, die Mörder. Und an die Welt der Toten.
Wir stellen uns vor, wie die Toten auferstehen, schrecklich. Das Schreckliche liegt auch dort, wo das Blut spritzt und dort, wo die Haie sind. Es besteht auch darin, in ein verlassenes Haus gehen zu müssen, wo tote Menschen liegen.

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