DIE VIER IN DER GONDEL UND DER PETZENBÄR

I. DIE VIER ALLEIN

Lara Mlinar

Am liebsten liege ich im Bett und schlafe. Ich habe mein eigenes Zimmer im unteren Teil unseres Mehrfamilienhauses, wo auch meine Eltern wohnen.
Jetzt liege ich auf meinem Bett, aber schlafe nicht. Da ist mein Handy. Das ist mir ganz wichtig, um meinen Freunden zu schreiben. Viele sind über die Ferien weg.
Ich liege und denke über mein Leben nach.

Ich, Lara Mlinar, bin 15 Jahre alt und Schülerin an der NMS Bleiburg/Pliberk. Ich lerne täglich neue Sachen in der Schule und mache fleißig meine Hausaufgaben. In der Schule treibe ich oft Unsinn, und zu Hause ist es nicht anders. Meine wichtigsten Fächer sind Zeichnen, Turnen und Geschichte. Mir ist die Schule schon wichtig, aber nicht jeder Stoff ist mir wichtig. Und jetzt ist es schön, Ferien zu haben.

Nach der Schule will ich in eine Modeschule. Seit meiner Kindheit träume ich davon, Model zu werden. Die Lehrer haben mir eingeredet, dass ich mit meiner Karriere als Model nicht weit kommen würde, aber Alex, mein Freund, meint, das seien nur leere Worte und er wisse, wenn ich mir etwas in den Kopf setze, würde ich das auch erreichen.

Aber am allermeisten habe ich mir immer einen normalen Vater gewünscht. Das Verhältnis zu meiner Mutter ist sehr gut, manchmal gehen wir uns beide trotzdem gegenseitig auf den Geist. Ich habe zwei Geschwister, mein Bruder ist 20 und meine Schwester 18. Mein Verhältnis zu ihnen ist – so wie es zu Geschwistern eben ist. Ich habe sie beide gern, doch ich muss sie nicht immer in meiner Nähe haben. Im Gegensatz zu Buddy, meinem Hund.

 

Jakob Hirscher

Ich sitze in meinem Wohnzimmer und sehe meine Lieblingssendung Survivals­ – Überleben in der Wildnis und esse Soletti dazu. Vorher habe ich Wii U gespielt. Und Chips dazu gegessen. Mein Schweiß fließt mir überall hinunter, ich schalte die Klimaanlage an und hole mir ein Eis aus dem Kühlschrank. Während ich mich hinsetze und den Becher öffne, sage ich mir, ich sollte eigentlich nicht, aber es ist so lecker und so schlecke ich halt. Ich schaue mich an und denke: Jakob Hirscher, du bist 60 und es muss sich was ändern!

Meine Haare werden langsam grau, trotzdem habe ich noch schöne braune Locken. Ich wiege 135 Kilo, mag keinen Sport und bin überall ein wenig rund. Mein Gesicht ist wunderschön rund wie das eines Engels. Ich hab einen kugelrunden Kopf, kleine Schlitzaugen, eine Stupsnase und volle Lippen. Meine Ohren wurden von meiner Mutter langgezogen; wenn ich lache, habe ich große Grübchen. Ich bin 180 cm groß und trage immer meinen Richtermantel, weil es in meiner Größe sonst kaum was Passendes gibt. Meine Unterhose wechsle ich fast nie, weil sie so bequem ist. Manchmal trage ich zu Hause auch keine Unterhose. Ich stinke manchmal nach Fast Food und ein wenig nach Schweiß.

 

Marco Bauer

Ich war gerade im Stall die Kühe füttern, die nicht auf der Alm sind und gehe jetzt in mein Bauernhaus zurück. Ich lasse mich auf das weiche Sofa fallen und schaue ein bisschen fern. Morgen muss ich wieder auf die Baustelle. Ich bin schon so fertig, weil ich um fünf Uhr aufstehen und die Kühe füttern muss und dann um sechs Uhr zur Arbeit. Heute aber nicht. Normalerweise muss ich am Sonntag um 15 Uhr meinen Sohn vom Fußball und um 16 Uhr meine Tochter abholen, aber sie sind bei Verwandten in den Ferien. Das Haus ist unordentlich. Ich habe keine Zeit zum Aufräumen. Meine Mutter ist sehr krank und braucht viele Medikamente. Ihr Mann war Kettenraucher, ist aber bei einem Autounfall gestorben. Sie hat sehr nachgelassen, und wenn sie jetzt stirbt, könnte ich meinen Bauernhof verlieren. Wie sollte ich dann auf meine Kinder aufpassen? Den Job schmeißen? Es darf nichts passieren. Meine Frau arbeitet auswärts als Pflegerin, sie kann nicht auf die Kinder aufpassen. Am liebsten bin ich mit meinen Kindern am Sofa und schaue einen Spielfilm. Das erinnert mich daran, wie ich und meine Brüder früher mit Vater Filme geschaut haben. Zu viert haben wir uns aneinander gekuschelt. Ich wünschte, ich müsste weniger arbeiten und hätte mehr Zeit und mehr Geld, dann könnten wir reisen. Und meinen besten Freund öfter besuchen, der auf einem Berg über der Grenze wohnt mit Frau und drei Kindern.

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