Der Löwe von Langenlois

I. KAPITEL: Der Löwe von Langenlois

Nächst der Neuen Mittelschule von Langenlois eine Gartenmauer mit grünem Hoftor. Über dem ein Löwenkopf aus Sandstein – Was hat es mit dem auf sich?, frage ich Wiener.

Es war ein reicher Mann, der sein Haus verziert haben wollte. Er reiste um die Welt, aber fand keinen Baumeister, der gut genug war. Erst in Langenlois geriet er an den Richtigen und sagte: Wie das Haus aussieht, ist mir egal. Aber es soll einen Löwen mit Krone haben über einem grünen Tor! Der Baumeister sagte sich, auf den Löwen als ein Wappentier komme es an, und baute einfach drauf los. Und er wurde nach der Fertigstellung des Hauses großzügig bezahlt. Er hat ja nicht wissen können, daß nun der Fluch des Löwen auf dem Haus lag.

Jeder, der dort einziehen und den Löwenkopf abreißen wollte, starb auf unerklärliche Weise. Deshalb ist das Haus immer noch unbewohnt. Aber der Kopf des Löwen wird für immer über dem Tor bleiben.

 

Das Löwentor

Es war einmal ein junger Löwe, der so häßlich war, daß niemand mit ihm sprechen wollte. Aber er ließ sich davon nicht einschüchtern. Eines Tages wurden außer ihm alle krank und der erste Erkrankte starb. Und niemand wußte den Grund. Der Löwe wollte nachforschen und gelangte dabei an einen Fluß. Er dachte nicht an seinen Durst, sondern brachte den Kranken Wasser. Und wie durch ein Wunder wurden die Kranken geheilt. So lief er immer wieder zur Wasserstelle, bis alle ausreichend Wasser hatten. Für seine Fürsorglichkeit wurde er von den Langenloisern Der Löwe von Langenlois genannt. Und es kam noch schöner: Er wurde in Stein gemeißelt und über einem Tor sein Abbild angebracht – über sein Lebensende hinaus sollte er wachen über Langenlois.

Die Langenloiser haßten den Langenloiser Löwen, weil er, um nicht zu verhungern, dreizehn Schafe gerissen hatte. Er aber hatte einen Menschenfreund, und den fragte er: ‚Kann ein Löwe ein Maskottchen werden?‘ ‚Ich glaube schon‘, sagte der und fragte beim Trainer des Langenloiser Fußballclubs an. Und so ist er Clubmaskottchen geworden, erfreut sich großer Beliebtheit.

Er war ein Zirkuslöwe, der gefährlich war, da er schlecht aufgezogen worden war. Der Zirkusbesitzer, ein älterer Herr mit schneeweißem Haar und Vollbart, schlug ihn so lange, bis ihm der Löwe die Hand abbiß. Und dem Löwen gelingt die Flucht, während der Zirkusdirektor sich den Arm verbindet. Wütend über das Entkommen des Löwen, der nirgends zu finden ist, versetzt der Zirkusdirektor ganz Langenlois in Aufruhr, läßt Flugblätter verteilen – der Löwe müsse gefunden und erschossen werden. Schließlich wird der Löwe von einem der Zirkusmänner erschossen, aber die Stadt Langenlois läßt ihm ein Denkmal errichten.

Ein Mann namens Sepp war einer der besten Zirkusclowns und trainierte Löwen für eine Show. In Langenlois war er geboren und wurde von den meisten Sepp, der Löwe genannt. Nach seiner besten Show erkrankte er an einem Gehirntumor. Er wurde in Langenlois begraben. Seine Familie ist fortgezogen, konnte sich das Haus nicht mehr leisten. Aber die Langenloiser haben zur Erinnerung an ihn und seine Löwen überm grünen Tor einen Löwenkopf aus Stein angebracht. Der ist zu besichtigen!

In seinem Königreich bewohnte der beliebte König Patrick ein schönes Schloß. Die böse Hexe namens Morgana wollte ihn aber stürzen und hinterlegte ihm vorm grünen Schloßtor ein Paket. Ohne Bedenken nahm es der König an sich. Da er aber wußte, daß ein unüberlegt geöffnetes Geschenk Unglück bringt, öffnete er es erst am nächsten Tag. Es enthielt einen steinernen Löwenkopf. Und der war so schön, daß er ihn überm grünen Schloßtor anbringen ließ. Am Morgen darauf sah er alles verwüstet und schrie: ‚Das schöne Schloß ist zerstört, es wird lange dauern, bis es wieder aufgebaut ist!‘ Und in der Nacht darauf sah er, daß der Löwenkopf der Zerstörer war, von der Hexe verzaubert. Und so ließ der gutmütige König die Hexe verhaften. Und er ließ sie erst frei, nachdem sie den Bann gebrochen und versprochen hatte, nie mehr wiederzukehren. Das die Geschichte des Löwentors von Langenlois.

In einem alten Langenloiser Haus, das statt einer Tür ein grünes Tor mit Löwenkopf darüber hat, wohnt ein älterer Mann. Wenn man durch dieses Tor eintreten will, sieht man einen Hof mit vielen grünen Pflanzen vor sich und gigantische Käfige – welche mit Löwen, zu denen der ältere Mann hintritt, vor ihnen sich hinkniet, um sie zu streicheln und auf den Kopf zu küssen. Mir hat er einen Weg gezeigt, der aussah wie einer durch den Regenwald. Dann gingen wir durch eine Tür, die grün war wie das Löwentor. Und hinter der sah ich eine Löwenfamilie mit kleinen Löwenkindern. Und da sagte mir der ältere Mann, daß kein Langenloiser wisse, daß es bei ihm Löwen gibt – das solle ich niemandem sagen, das solle Geheimnis bleiben. Also hab ich ihm das versprochen. Und jetzt weiß ich, warum das Tor so grün ist: weil es dahinter viele Pflanzen gibt. Und der Löwenkopf überm Tor bedeutet, daß es da auch wirkliche Löwen gibt!

Es war einmal ein großer Löwe, der wohnte im Wald … Lief von Schiltern nach Langenlois. Kroch aufs Eingangstor. Der Löwenkopf ist längst ein besonderer Hausschmuck. Dort wohnte eine alte Frau, eine sehr reiche, die sich diesen schönen Löwenkopf leisten konnte. Sie kaufte ihn sich und montierte ihn überm Eingangstor. Aber leider bröckeln die Mauern ab. Leider wohnt keiner mehr in diesem Haus, das sehr verwachsen ist.

 

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