Hugos Geheimnis

AUF DEM SCHULWEG

Spitz ist ein warmer Ort. Steigt Doktor Buslotse in Spitz aus dem Bus, findet er, es ist hier wärmer als drinnen in Mühldorf. Die Donau fließt durch Spitz, Spitz ist schön, und hier gibt es viel Obst. Zu den sehenswerten Gebäuden zählen der Mauritiushof und die Bäckerei N. In der Umgebung des Tausendeimerberges gibt es viele Gästehäuser und Heurige. Etwas weiter entfernt liegen der Hartberg, Singerriedel und das Rote Tor, über das Sagen erzählt werden. Spitz an der Donau, das ist Wein, Marille und Weltkulturerbe.

Um halb sieben steigt Doktor Buslotse in den Bus, um zur Schule nach Spitz zu fahren. Als Lotse regelt er den Ablauf im Bus, der seit halb sieben vor dem Bauhof in Mühldorf auf die Schüler wartet. Es ist ruhig heute, bis Manuel in den Bus steigt und losschimpft. Doktor Buslotse ist ein kräftiger Bursche, sehr sportlich, mit Sixpack und starken Armen. Viele Mädchen verehren ihn und wollen mit ihm ausgehen. Doch Doktor Buslotse ist nicht nur schön, er löst auch Probleme. Sogar die Lehrer mögen ihn deswegen.

Dagegen wirkt Manuel ungepflegt und läuft mit zerrissenen Hosen herum. Niemand will sich mit Manuel anfreunden, Manuel hat nur seinen Bruder und seinen Cousin. Und weil er nicht aufhört zu schimpfen, geht Doktor Buslotse nach hinten und streckt ihn nieder. Als sie nach einer halben Stunde in Spitz ankommen, fährt auch der Bus aus Trandorf gerade am Bahnhofsplatz ein. Ein rumpliger Treppelweg führt die Donaulände entlang, die Schiffstation und die Rollfähre sind in Sichtweite. Hugo, der auch in die vierte Klasse geht, läuft auf Doktor Buslotse zu. Der wendet sich ab und schlägt den Weg zur Schule hinauf ein.

Kurz bevor er zur Bahnunterführung kommt, fällt Doktor Buslotse ein rotes Auto auf, es hat nur drei Sitzplätze. Dann hört er Hugo hinter sich her schreien. Die Schimpferei kann er sich nicht gefallen lassen und schimpft also zurück, bis die beiden endlich vor der Schule ankommen. Dort springt Manuel hinter einer Mauer hervor, schüttet Doktor Buslotse Backpulver ins Gesicht und verschwindet hinter der Schwingtür zur Sonderschule, die gleich neben der Hauptschule liegt. Zum Glück taucht Kaupasus auf, er wird von allen geachtet. Doktor Buslotse soll nicht kleinlich sein, meint Kaupasus, daher geben sich die beiden Streithähne widerwillig die Hand.

Auch Kerstin aus Trandorf ist Buslotsin und hat ihren täglichen Ärger. Schon bei der ersten Haltestelle steigen kleine Kinder ein, dann gibt es jedes Mal Zickenkrieg. Wegen jeder Kleinigkeit streiten die Kleinen, so muss Kerstin eingreifen, doch das hilft auch nicht immer. Und wenn erst der Busfahrer wütend wird, gibt es mächtigen Donner, und wieder muss Kerstin für Ordnung sorgen. Kerstin ist in ganz Trandorf bekannt, und sie hat von allen in der Klasse am meisten Erfahrung. Manche denken heimlich an das schöne Mädchen, auch wenn das keiner zugeben will. Kerstin wäre aber nicht Kerstin, wenn sie nur gut aussehen würde. Kerstin Buslotsin kann am besten Konflikte lösen. Sie findet bald etwas fad und geht doch gerne Radfahren, Schwimmen, Fußballspielen und Feiern. Und muss eben ständig Konflikte schlichten, auch jetzt, als alle aus dem Bus steigen, zuerst die Kleinen, dann die Großen, und die Kleinen wieder nerven, und die Großen wieder zuschlagen.

Während unsere beiden Buslotsen von der Haltestelle zur Schule marschieren, kommen Mefmef und Luki mit dem Zug aus Dürnstein an. Mit Luki sind auch sein Bruder Günther und Marvin im Zug. Meistens gibt es Ärger mit Marvin, wenn der aggressiv wird. Dann tritt Luki dazwischen und entspannt die Lage, denn Luki kennt das Problem Marvins, der eher klein ist und Katzen mag und friedlich ist, solange er seine Tabletten schluckt gegen das Hyperaktive in ihm. Marvin liebt seine Großeltern und seine zwei Katzen. Wenn er aber Cola trinkt, wird er unmöglich und kann sich mit Günther über Sachen aufregen, die im Grunde egal sind.

Lukis kleiner Bruder Günther geht gern zur Schule, ist aber schüchtern und fängt leicht zu stottern an. Und wenn dann wie heute während der Zugfahrt Manuel ausrastet, kommt es zur unvermeidlichen Schlägerei. Wie Kerstin Buslotsin geht Luki gerne Radfahren, Schwimmen und Fußballspielen und kann gut Konflikte lösen. Als Bandit ist er schlank und groß, und bevor er zur Schule hochgeht, kauft er sich in der Fleischerei A., wo es scharfe Messer, eine Axt und frisches Fleisch gibt, eine kräftige Jause.

Mit dem Zug ist auch Mefmef gekommen. Er macht nicht wie die anderen die Hausaufgaben im Zug und wirft keine Sachen aus dem Fenster. Mefmef ist groß und dünn und hat viele Pickel. Seine Schwächen sind, weil er schüchtern ist, die Menschen, und er hätte gern die Macht, Dinge schweben zu lassen. Kurz bevor die Schule beginnt, kommt auch noch Punky, die zaubern kann, vor allem Menschen und Tiere wieder beleben. Sie kommt zu Fuß die Weinberge aus dem Spitzer Graben herunter, vorbei am Friedhof, der hinter dem Tausendeimerberg, auch Burgberg genannt, liegt. Einmal war Punky so am Träumen, dass ein Auto sie beinahe überfahren hätte. Sie erzählt, dass sie allein lebt, ihre Schwester auf der Flucht und ihr Begleiter ein Todesritter ist. Punky ist verschwindend klein, trägt ein zerfetztes Kleid, und hat feuerrotes Haar. Punky ist stark und kann fliegen.

Doktor Buslotse, Kerstin, Luki, Mefmef und Punky gehen in die vierte Klasse der Hauptschule, und sie machen das eher nicht gern, um es freundlich auszudrücken. Denn da sind überall Erwachsene, die ihrer Herr werden wollen.

 

HERBST

An diesem Tag geschieht in der Schule nichts Ungewöhnliches. Am Morgen liegt dichter Nebel über Spitz. Es ist kalt für einen Oktobertag. Die Mathematikschularbeit macht Stress, und in der Bibliothek kleben die Kleinen herbstliche Blätter auf Papierbögen. Zu Mittag, als die Sonne heraus kommt, werden die Weinberge gelb und rot und grün, richtig bunt.

 

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