UNSERE VERRÜCKTEN GEBURTEN

Hallo du

Du musst wissen: Unser St. Pölten ist eine sehr schöne und große Stadt. Das Wahrzeichen ist das Rathaus, es ist unser Denkmal, nicht zu verwechseln mit Radhaus. Wir haben Zebrastreifen, Ampeln und Einkaufszentren, die Geschäfte schließen an Feiertagen und Sonntagen, aber die Tankstellen haben rund um die Uhr offen, da kannst du jederzeit einkaufen, und du musst natürlich zum Klangturm. Da kannst du mit einem Lift hochfahren und ganz St. Pölten beobachten. Du kannst aber keine Signale vom Turm aus ins Weltall schicken, es gibt dort nur eine Glocke. Ebenso kannst du den Traisenpark besuchen, beim Italiener Eis essen und wenn du Langeweile hast, solltest du mal den Sparkassenpark besuchen. Oder den Viehofensee. Und du musst unbedingt in das Lokal „Schauspiel“ neben dem Rathaus, da ist‘s sehr modern mit Lichteffekten eingerichtet. Cool ist auch, dass es in den Sommerferien an manchen Tagen das Kino im Freien gibt. Aber du musst vor allem in die Stadt gehen, da kommt immer das ORF-Team, um Leute zu interviewen, das ist lustig; und das Wiener Schnitzel musst mal essen, unser berühmtestes Essen in Österreich.

Du musst auch wissen: Die Leute hier bei uns sind ein bisschen komisch. Manche sind hilfsbereit, aber manche sind ichbezogen. Es gibt viele mürrische, böse und dumme Leute. Zum Beispiel kann es ja mal passieren, dass man unabsichtlich in jemanden reinläuft, darauf aber sagt der oder die: „Passt doch auf, also wirklich, Kinder.“ Ja, es gibt Leute, die sind nett, aber auch solche, die nicht nett sind. Pass also auf! Und du musst unbedingt grüßen können. Wenn du Fremde begrüßt, solltest du aus Respekt „Grüß Gott“ sagen. Sowieso solltest du dich anpassen und Fremde mit „Sie“ ansprechen. Und du solltest nicht bei Rot über den Zebrastreifen gehen. Also bitte wirklich warten, bis die Fußgängerampel auf Grün geht. Denn wenn die Leute sehen, dass du bei Rot rübergehst, denken sie: „Was ist denn mit dem los?“ Und dann regen sie sich auf, auf eine böse Art. Ja, du musst dich anpassen können. Wundere dich aber nicht, wenn die Leute dir nicht helfen, aber ab 18 Uhr siehst du meistens eh nicht mehr so viel Leute auf der Straße.

Wir haben auch einen Bahnhof, von dem man in andere Städte mit dem Zug fahren kann, jedoch muss man am Abend dort sehr aufpassen, weil es Betrunkene gibt. Du solltest den Bahnhof meiden, aber Angst brauchst auch nicht haben, weil nur wenn du den Betrunkenen etwas tust, tun sie dir etwas. Und man sollte ja schon wissen, wo der Bahnhof ist, sodass man auch zu weit entfernten Zielen kommen kann.

Was du noch wissen musst: Du brauchst unbedingt coole Klamotten, wenn du hier bist. Bei uns trägt man Sportschuhe, Jeans und ein T-Shirt. Wir Jugendlichen sprechen Slang. Die Frauen sind meistens ungeschminkt. Insgesamt gibt es bei uns Anziehungskraft und man trägt Markenschuhe, um in der Öffentlichkeit normal dazustehen.

 

Wer wir sind

Nur wer sind wir? Wir sind viele, verteilt auf 12 Stadtteile und 42 Katastralgemeinden. Hör dir das mal an: Lilienfeld, Harland, Altmannsdorf, Windpassing, Ochsenburg, Dörfl bei Ochsenburg, Pottenbrunn, Pengersdorf, Wasserburg, Zwerndorf, Radlberg, Oberradlberg, Unterradlberg, Ratzersdorf, Spratzern, Matzersdorf, Pummersdorf, Schwadorf, Völtendorf, Stattersdorf, St. Georgen am Steinfelde, Eggendorf, Ganzendorf, Hart, Kreisberg, Mühlgang, Reitzersdorf, Steinfeld, Wetzersdorf, Wolfenberg, Wörth, St. Pölten, Hafing, Nadelbach, Teufelhof, Waitzendorf, Witzendorf, Viehofen, Ragelsdorf, Weitern, Wagram, Oberwagram, Oberzwischenbrunn, Unterwagram, Unterzwischenbrunn. In all diesen Stadtteilen und Katastralgemeinden gibt es natürlich unendlich viele Menschen, die da wohnen und gewohnt haben, in endlos vielen verschiedenen unterschiedlich großen Wohnungen und Häusern, Menschen mit verschiedenen Sprachen. Alleine in unserer Gruppe wird Norwegisch, Albanisch, Türkisch, Zazakisch, Persisch, Tschechisch, Russisch, Arabisch (Irakisch, Syrisch, Palästinensisch), Mazedonisch, Kurdisch und Griechisch gesprochen. Und dann gibt es natürlich endlos viele Leben und Geschichten.

Leonie zum Beispiel wohnt in einem Haus mit Garten, in dem steht ein Pool, eine Schaukel, ein Griller und ein Trampolin. Die Familie hat Bäume und Blumen angepflanzt und der Ausblick vom Zimmer aus ist wunderschön: direkt in den Wald mit verschiedenen farbigen Bäumen. Am Sonntag gibt es immer Besonderes zum Essen, an Feiertagen geht die Familie oft auswärts essen. Ömer wiederum lebt mit seiner Mutter und Geschwistern in einer Wohnung, manchmal reden sie Deutsch, manchmal Türkisch. Marc lebt auch mit seiner Mutter und seinem kleinen Bruder in einer Wohnung, wo ein Fernseher, ein Schreibtisch steht, wo man lernen und Hausaufgaben machen kann und wo alle willkommen sind. Oft essen sie scharf, also afrikanisch.

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